Ehemalige Klosterkirche
von Klaus-D. Kregelius
Neu-Berich hat eine junge Geschichte
Das alte Dorf Berich, ursprünglich an der Eder gelegen, wurde anlässlich des Baues der Edertalsperre umgesiedelt und auf der ehemaligen Domäne Büllingshausen bei Bad Arolsen wieder errichtet. Der Klosterort Berich, heute im Edersee liegend, wurde 1196 als Augustinerkloster von Erzbischof Konrad I. von Mainz bestätigt, nachdem es von dem "Edlen Engolf" gestiftet worden war.
1463 erfolgte eine Reformierung durch das Kloster Böddeken und eine Angliederung an die Windesheimer Kongregation.
1566 kam es nach dem Tod der letzten Priorin Anna von Weiters zur Aufhebung des Klosters, das der heiligen Katharina gewidmet war. 1753 erfolgte nach den Plänen von F. Rothweil die Umwandlung in ein
Dorf. Berich war damals mit 10 Kolonisten besiedelt. Die Kirche selbst wurde ab 1544 Dorfkirche und seit 1766 protestantische Filialkirche von Netze.¹
Das Bemerkenswerte dieser Klosterkirche ist, dass sie vor dem Stau des Edersees in den Jahren 1912 bis 1914 zum Teil abgetragen und in Neu-Berich in alter Form, jedoch um zwei Joch verkürzt, wieder
errichtet wurde. Die Steine um die Fenster und um das Portal der aus dem 13. Jahrhundert stammenden gotischen Klosterkirche wurden von den Bewohnern sorgfältig abgebaut, nummeriert und mit
Leiterwagen nach Neu-Berich gebracht. Hier dienten sie dem Wiederaufbau der Kirche. Die Kosten für den Wiederaufbau beliefen sich auf 20.000 Mark. Der Ort Neu-Berich ist im fränkischen Stil erbaut
worden und ist denkmalgeschützt.
Rund 170 Einwohner leben hier heute.Der spätgotische Marienaltar stammt aus der Zeit um 1520. Seine Herkunft ist schwer belegbar. Wahrscheinlich gehört er zur Waldeckischen Schule. Er stand bereits schon in der alten Klosterkirche. Die Altarflügel zeigen außer Szenen aus der Passionsgeschichte und innen Darstellungen aus der Geburtsgeschichte Jesu. Der Altarschrein zeigt von links die heilige Katharina, gekrönt und mit dem Schwert, in der Mitte Maria mit dem Kind auf einer Mondsichel stehend und rechts die heilige Margarete mit dem aufgeschlagenen Buch und Palmzweig. Untersuchungen haben ergeben, dass der Altarschrein ursprünglich azurblau war, und Maria von einem goldenen Strahlenkranz umgeben war.²
Diese drei Personen finden sich auch in der gotischen Glasmalerei über dem Altar wieder. Im mittleren Feld steht
Maria, links Margarete und rechts Katharina.
Die Seitenfenster des Altars wurden zum Wiederaufbau der Kirche in Neu-Berich 1912 gestiftet. Sie stellen eine Verbindung von biblischer Geschichte mit der alten Heimat Berich dar. Das linke Fenster
erzählt die Geschichte vom Barmherzigen Samariter. Im Hintergrund ist das Schloss Waldeck über der Eder zu sehen. Das rechte Fenster erzählt die Geschichte vom Fischzug des Petrus. Dahinter ist die
Eder und jenseits des Ufers ist der Ort Berich mit der Klosterkirche und dem Schloss Waldeck dargestellt.
Erwähnenswert ist der "Christus am Kreuz", der aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammt.
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¹ Vgl. Die Bau- und Kunstdenkmäler im Regierungsbezirk Kassel. Bärenreiter-Verlag
Kassel 1938, S. 193
² Wibke Neugebauer, Präsentation, Stuttgart, 2006